“Zigeunerlager” – Gedenkstein

Ein fester Standort für ein fahrendes Volk

Warum wurde der Gedenkstein errichtet?
Der Gedenkstein an diesem historischen Siedlungsplatz der „Zigeuner“, umgangssprachlich auch „Zigeunerlager“ genannt, wurde auf Initiative von Msgr. Dr. Franz Hillinger errichtet. Gemeinsam mit der Marktgemeinde Jois wurde im Zuge des Neubaus des Feuerwehrhauses dieser Stein gesetzt. Er soll an die damit verbundenen Ereignisse erinnern und gleichzeitig eine Mahnung sein.

Wer waren die „Zigeuner“?
Heute ist der Begriff „Zigeuner“ verpönt bzw. hat einen diskriminierenden, abwertenden Beigeschmack und gilt als Schimpfwort. Man spricht heute nur von Roma und Sinti. Im weiterführenden Text wird dieses Wort aber als zeithistorischer Begriff ohne jegliche Diskriminierungsabsicht verwendet.

Die folgende Textpassage ist aus dem Buch „Hexen, Tod und Teufel“, 2015, von Msgr. Dr. Franz Hillinger – Seite 94 entnommen:

„Das Herkunftsland der Zigeuner ist nicht bekannt. Die meisten Forscher nehmen an, dass sie aus Indien abstammen. Die erste urkundliche Erwähnung von Zigeunern im Gebiet des heutigen Burgenlandes stammt aus dem Jahr 1389. Größere Gruppen dieser Volksgruppe dürften erst ab dem 16. Jahrhundert aus Zentralungarn in unsere Gegend gekommen sein.

Die Aufnahme der Zigeuner war sehr unterschiedlich. Manche Herrschaften nahmen sie auf und stellten den einzelnen Sippen Schutzbriefe aus. Vielfach wurden sie jedoch abgewiesen und vertrieben.

Die Zigeuner waren bei den Heeren der Türkenabwehr gerne gesehen als Waffenschmiede und Musikanten. Mit der Vertreibung der Türken verloren sie ihre wirtschaftlichen Grundlagen. In dieser für sie bedrohlichen Situation nahmen Diebstähle und Plünderungen der Zigeuner zu. Die Habsburger versuchten mit Patenten und einer restriktiven Politik „der Bedrohung durch herumziehende Zigeuner“ zu begegnen. 

Einen ersten Höhepunkt der Verfolgungspolitik wurde im Jahre 1720 erreicht, als Karl VI. „die Zigeuner und jegliches liederliche Gesindel in Österreich“ ausrotten wollte.

In der Regierungszeit Maria Theresias kam es zu einer grundlegenden Änderung in der Behandlung der Zigeuner. Man versuchte sie mittels strenger Zwangsmaßnahmen in die Gesellschaft zu integrieren. Die zwischen 1758 und 1773 erlassenen Verordnungen zwangen die Zigeuner, ihre alte Lebensweise aufzugeben und sich niederzulassen. So erging 1762 im Komitat Wieselburg an alle Dörfer eine „Zigeunerordnung“, worin die Bettelei, das Vagabundieren und ihre Sprache verboten waren und sie zur Arbeit und Ansiedlung verpflichtet wurden. Das Konfiszieren der Pferde und der Wagen sollte sie am Herumziehen hindern. Das Verlassen der Dörfer war nur mit der Erlaubnis des Dorfrichters gestattet. Außerdem wurde 1773 zur “Zivilisation“ und „Domicilierung“ eine Verordnung erlassen, die besagte, dass den Zigeunern die Kinder weggenommen werden sollten und diese christlichen Familien in anderen Komitaten zur Erziehung übergeben werden sollten. Zudem wurde den Zigeunern die Heirat untereinander verboten und Mischehen gefördert.

Diese verschiedenen Verordnungen sollten die herumziehenden Zigeuner sesshaft machen und in die Dorfgemeinschaft integrieren. Doch der angeborene Wandertrieb und die andere Lebensart der Zigeuner war stärker.

Es wurde auch versucht, sämtliche Zigeuner zu erfassen, was bei einem herumziehenden Volk ja nicht ganz einfach ist. Den Konskriptionslisten zufolge lebten Ende des 18. Jahrhunderts etwa 450 – 500 Zigeuner im heutigen Burgenland. Nach einer Konskriptionsliste des Komitates Wieselburg aus dem Jahre 1762 lebten damals im heutigen Bezirk Neusiedl am See wenige Zigeuner in Wallern, Pamhagen und in Gattendorf.“

Von den Anfängen der „Zigeuner“ in Jois bis 1938
Vermutlich machten die durchziehenden „Zigeuner“ bereits ab dem 18. Jahrhundert in Jois Station. Ab dem frühen 20. Jahrhundert haben sich einige Familien auf dem Platz der Ried „Spiegelhöhe“ zwischen den letzten Häusern der Oberen Hauptstraße und der Hottergrenze zu Neusiedl am See länger aufgehalten. In den Matrikelbüchern der Pfarre und der Gemeinde scheint die Bezeichnung „Zigeunerlager“ vielfach auf. Im Jahre 1930 standen an diesem Lagerplatz sechs Hütten, vier Jahre später waren es bereits zwölf. 

Im Buch von Msgr. Dr. Franz Hillinger „Hexen, Tod und Teufel“, 2015, ist dazu auf den Seiten 96-98 zu lesen:

„Die Gemeinde war bestrebt, das Zigeunerlager vom Ortsbeginn der Bundesstraße wegzubekommen, was 1936 auch tatsächlich geschah. Sie verkaufte ein Joch der besagten Fläche auf der Spiegelhöhe (Rest von Nr. 2336/1) um nur S 1,00- pro Quadratklafter an Leopold Schnedl. Dieser musste sich jedoch verpflichten, die Verlegung des ganzen Zigeunerlagers auf eine von der Gemeinde bereitgestellte Wiese innerhalb von zwei Jahren durchzuführen. So entstand am Krotzen (wenn man heute beim Kindergarten vorbei die Bahn überquert, gleich zur rechten Hand) die neue Zigeunersiedlung mit etwa zwölf Hütten, teilweise aus Stein und aus Holz.

Dort, wo sich bis etwa 1936/37 das Zigeunerlager befand, wurde in den Jahren 2014 und 2015 das neue Feuerwehrhaus und der Wohnblock der Oberwarter Siedlungsgenossenschaft errichtet.“

„Als nach dem Ersten Weltkrieg im Jahre 1921 das Burgenland zu Österreich kam, änderte sich auch die Staatszugehörigkeit der Zigeuner, aber kaum ihre Lebensart. Von jeher waren die Zigeuner ein fahrendes Volk. Mit ihren typischen Wagen waren sie als Rastelbinder, Scherenschleifer, Reindlflicker, Korbflechter und Besenbinder unterwegs und boten Waren und ihre Dienste an. Manche waren auch als Straßenmusiker unterwegs, wie beispielsweise Anton und Lorenz Horvath aus Jois.

Die Frauen mit ihren langen Röcken gingen oft mit ihren Kindern von Haus zu Haus und bettelten. Man sagte ihnen nach, dass sie gerne auf ihren Betteltouren etwas mitgehen ließen. Sie galten in den Augen der Leute als arbeitsscheu. Wegen ihrer Eigenart wurden sie von der Bevölkerung nicht sehr geschätzt. Das war auch in Jois so.“

„Wie sich die ungarischen Behörden bemüht hatten, die Zigeuner sesshaft zu machen und in die Gesellschaft einzubinden, so versuchte auch die Burgenländische Landesregierung durch verschiedene Maßnahmen, dies zu bewerkstelligen. Bereits im Jahre 1922 erging ein Erlass der Burgenländischen Landesregierung, dass die Zigeuner in ihren Heimatgemeinden festzuhalten und am Umherziehen zu hindern seien. Fremde Zigeuner sollten abgeschoben werden. Unter anderem wurden die Bürgermeister angewiesen, neu ankommenden Zigeunern keine unentgeltlichen Wohnplätze zu gewähren. Außerdem versuchte man, ausländische, vor allem ungarische Zigeuner auszuweisen und umgekehrt, solche auch nicht einreisen zu lassen. Um die Zigeuner besser in die Gesellschaft einbinden zu können, erließ die Burgenländische Landesregierung im Juli 1923 eine Verordnung, wonach die Schulpflicht auch auf die Zigeunerkinder ausgedehnt wurde. De facto wurde sie mit dem Schuljahr 1924/25 eingeführt.

Nach wie vor machten Pferdehändler und andere, alles möglich anbietende Zigeuner in Jois Station. 

Der starke Anstieg von Zigeuner-Geburten in den Jahren zwischen 1930 und 1939 auf 38 ist zum Teil auf eine politische Finte zurückzuführen. Da der damalige sozialdemokratische Gemeinderat und kurzzeitige Bürgermeister (1931 – 1933) Karl Steidl in den Zigeunern potentielle Wähler sah, förderten er und seine Partei die Einbürgerung der Zigeuner. Deswegen wurde Steidl von den Christlich-Sozialen abfällig auch „Zigeunerbürgermeister“ genannt. 

Dieser politische Schachzug und die Tendenz der Zigeuner, sich einbürgern zu lassen, war der Grund, dass Jois in den 30-er Jahren die größte „Zigeunerkolonie“ im Bezirk Neusiedl am See hatte. Im Jahre 1933 lebten in Jois 120 Zigeuner; es wird vermerkt, dass 19 (Einzelpersonen und Familien) sesshaft waren, während die übrigen als unstet eingetragen sind. Im Juli 1936 waren 109 Zigeuner registriert. Während im Jahre 1934 der Anteil der Zigeuner im gesamten Bezirk Neusiedl am See bei 0,7 % lag, war er in Jois bei 8,3 %. 

Nachdem sie sich in Jois eigene Hütten und kleine Häuser gebaut hatten, haben sie auch ihre Lebensweise umgestellt. Die Erwachsenen konnten eine Arbeit annehmen. Viele sind als Tagelöhner und Hilfsarbeiter eingetragen, manche fanden wieder als Straßenarbeiter einen Posten. Die Kinder hatten es leichter, regelmäßig die Schule zu besuchen.“ 

Die Folgen des Anschluss Österreichs für die „Zigeuner“
Das Nürnberger Rassengesetz von 1935 war die Grundlage für die systematische Verfolgung und Vernichtung von „Nicht-Ariern“, wozu auch u.a. Juden und „Zigeuner“ zählten. Im März 1938 wurde den „Zigeunern“ das allgemeine Wahlrecht abgesprochen. Die „Zigeuner“ des Burgenlandes wurden ab dem Spätsommer 1940 in das Sammellager Lackenbach deportiert. Von diesem Lager aus wurden die Inhaftierten in die Vernichtungslager transportiert. 

Der Ablauf des Abtransports wird nach den damaligen Zeugenaussagen wiedergegeben:

Alle Zigeuner wurden aus deren Unterkünften auf der Spiegelhöhe bzw. am Krotzen von NS-Soldaten geholt, welche von Joiser Jägern unterstützt wurden, und hernach über die Obere und Untere Hauptstraße in den Innenhof des Gemeindeamtes getrieben. Siehe dazu auch Station Nr. 19. Dort erfolgte die Registrierung “der nach Jois heimatberechtigten Zigeuner” anhand von Personenlisten. Laut dieser Liste ist von ca. 85 Personen, welche abtransportiert wurden, auszugehen.

Das nachstehende Foto zeigt diese Personengruppe im Innenhof des Gemeindeamtes. Nach der Registrierung wurden diese Menschen mit Lastwagen in das Zwischenlager Lackenbach im Bezirk Oberpullendorf transportiert. Von Lackenbach aus wurden die Menschen der NS-Ideologie folgend in weitere (Vernichtungs-)Lager gebracht.

Nach dem Zweiten Weltkrieg
Von den ca. 85 abtransportierten “Zigeunern“ kehrten bis 1950 nur 15 Personen nach Jois zurück. Die damaligen Häuser bzw. Hütten an diesem Lagerplatz auf der Spiegelhöhe waren zwischenzeitlich abgetragen worden. Die Hütten am Krotzen waren ebenfalls zerstört. 

Deshalb mussten für die Rückkehrer Notquartiere errichtet werden. Lediglich die Familie Nikolaus Horvath siedelte sich dauerhaft in Jois an. Die restlichen „zurückgekehrten Zigeuner“ haben anderswo eine neue Arbeit und Heimat gefunden. Heute lebt kein einziger Roma-Sinti-„Zigeuner“ mehr in Jois. Daher soll der Gedenkstein an die Geschehnisse des 20. Jahrhunderts erinnern.

Weitere Fakten, Daten und Namen zu den „Zigeunern von Jois“ sind dem Buch „Hexen, Tod und Teufel“ “, 2015, von Msgr. Dr. Franz Hillinger, zu entnehmen. 

Nr. 40

Rätselrally:

Warum wurde der Gedenkstein errichtet?

Wann wurde der Gedenkstein errichtet?

Wo gab es in Jois „Zigeunerlager“?

NS – Gedenktafel

Gedenk- und Mahntafel

Wer waren die „Zigeuner“?
Heute ist der Begriff „Zigeuner“ verpönt bzw. hat einen diskriminierenden, abwertenden Beigeschmack und gilt als Schimpfwort. Man spricht heute nur von Roma und Sinti. Im weiterführenden Text wird dieses Wort aber als zeithistorischer Begriff ohne jegliche Diskriminierungsabsicht verwendet.

Warum wurde der Gedenkstein errichtet?
Im Jahr 2014 wurde auf der Ried Spiegelhöhe das neue Feuerwehrhaus errichtet. Dort war der historische Siedlungsplatz der „Zigeuner“, welcher umgangssprachlich auch „Zigeunerlager“ genannt, wurde. 

Siehe dazu die Station Nr. 40 – „Zigeunerlager“. Hier können Sie mehr zum Thema „Zigeuner“ nachlesen.

Auf Initiative von Msgr. Dr. Franz Hillinger wurde gemeinsam mit der Marktgemeinde Jois im Zuge des Neubaus des Feuerwehrhauses ein Gedenkstein am Standort des ehemaligen „Zigeunerlagers“ gesetzt. Zeitgleich wurde im Friedhofsbereich, 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, diese Gedenktafel errichtet, die an die menschenunwürdigen Ereignisse des Zweiten Weltkrieges erinnern soll und zugleich eine Mahnung für den heutigen Betrachter ist.


Nr. 9
Errichtet
2015
Eigentümer
Marktgemeinde Jois

Schanzweg – Wehranlagen der Wehrkirche

Wehranlage und Kruzitürken!

Kriegsgefahren – Kruzitürken!
Über die frühen Kriegsgeschehnisse gibt es nur wenige schriftliche Quellen. Bereits im 14. Jahrhundert drängten die Osmanen in Richtung Westen. 1526 wurde dem ungarischen Heer eine verheerende Niederlage durch die Osmanen zugefügt. Diese Niederlage führte in weiterer Folge zur ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahre 1529 durch Sultan Süleyman. Sowohl beim Zug nach Wien, nachdem Ofen (das heutige Budapest) eingenommen wurde, als auch bei der Rückkehr ins osmanische Reich wurde Jois von den Türken heimgesucht. Aufgrund der geografischen Lage ist davon auszugehen, dass bei jedem größeren Feldzug von Ost nach West von Osten nach Westen Jois in Mitleidenschaft gezogen wurde.

Im Jahr 1683 folgte die zweite Türkenbelagerung von Wien durch Großwesir Kara Mustafa. Auch für diese Zeit sind Kriegsgeschehnisse in und um Jois historisch belegt.

In den Jahren von 1670 bis 1711 erfolgte gleichzeitig ein Aufstand von ungarischen Adeligen gegen die Habsburger. Der Aufstand von Franz II. Rákóczi war 1703 bis 1711 der letzte aus einer Serie von antihabsburgischen Aufständen und zugleich der letzte sogenannte Kuruzenaufstand, welcher in Jois und Umgebung zu erheblichen Verwüstungen geführt hat. Der Fluch „Kruzitürken!“, zum Ausdruck des Zorns über eine unerfreuliche Entwicklung, entstand als Zusammenziehung von „Kuruzen und Türken!“. Die Bezeichnung des Ortsteils “Krotzen” – südlich der Bahntrasse – stammt vermutlich ebenfalls aus dieser Zeit, da hier die Kuruzen ihr Lager aufgeschlagen hatten.

Baugeschichte – Funktionsweise
Die direkt hinter der Stadlreihe des historischen Dorfgefüges liegende Wegeführung wird als Sätzgasse bezeichnet. Es kann nur vermutet werden, dass die Namensgebung mit der Aussaat – umgangssprachlich “setzn” oder einer anderen landwirtschaftlichen Tätigkeit in Verbindung steht, da hier im Hintausbereich der Wohnhäuser die Nutzfelder zur Ernährung der Bewohner lagen. 

Die nördlichere Wegeführung am Ried Kirchberg, vom westlich gelegenen Hauptplatz zur östlich gelegenen Josef-Haydngasse, wurde seit jeher  als Schanzweg bezeichnet. Die heutigen Benennungen lauten für den östlichen Teil “Unterer Kirchberg” und für den westlichen Teil “Kirchbergweg”. 

Definition des Wortes Schanze, lt. Wikipedia-Abfrage vom 02.02.2022:

Das Wort „Schanze“ leitet sich ursprünglich von Reisigbündel her, da im späten Mittelalter bei Belagerungen häufig provisorische Befestigungsanlagen aus Schanzkörben errichtet worden sind. Später wurden solche Schanzen sehr häufig aus Erdwällen errichtet. Daher wurde im 16. Jahrhundert das Wort „schanzen“ ganz allgemein auf Erdarbeiten jeder Art übertragen. Der militärische Sprachgebrauch benutzt heute noch schanzen für kleinere Erdarbeiten, vor allem für die Anlage von Schützengräben. Aus diesem bereits übertragenen Sprachgebrauch stammt schließlich auch der Ausdruck „sich verschanzen“ im erweiterten, übertragenen Sinne: z.B. „sich hinter Paragrafen verschanzen“.

Auffallend ist, dass dieser historische Weg annähernd geradlinig verläuft und an der Südseite von einer Trockensteinmauer gestützt wird. Der Höhenunterschied von der Wegebene zum tiefer liegenden Niveau beträgt je nach Topographie zwischen 1 m und bis zu 3 m. 

Im Westen beginnt der Verlauf des Weges am nördlichen Ende des Hauptplatzes – der den Beginn der historischen Siedlungstätigkeit markiert – und sicherte so eine rasche Fluchtmöglichkeit zu den Wehranlagen der mittelalterlichen Pfarrkirche am Berghang. 

Entlang der Wegeführung ist die Trockensteinmauer teilweise noch erkennbar. Am südlichen Ende des Wegeverlaufes ist eine wallartige Erdanhäufung sichtbar. Dieser Wall könnte mit der ursprünglich militärischen Nutzung in Verbindung stehen. Gleichzeitig könnte es sich lediglich um eine Anhäufung von Steinen bzw. biogenen Abfällen der ehemaligen landwirtschaftlichen Flächen handeln. Archäologische Untersuchungen könnten hier Aufschluss bringen. 

Die nördlich gelegene Pfarrkirche ist mitsamt dem alten Friedhof von einer Steinmauer eingefriedet – siehe dazu auch Station Nr. 3. Die Bezeichnung Friedhof leitet sich vom eingefriedeten Bereich rund um die Kirche ab.

In den kriegerischen Zeiten war es durchaus vorstellbar, dass sich die Bewohner von Jois in den Friedhof bzw. in die mittelalterliche Wehrkirche zur Verteidigung zurückzogen. Von dieser erhöht liegenden Fläche konnte die damals unbebaute Fläche rings um die Pfarrkirche leicht überwacht und verteidigt werden.

Die Funktionsweise der städtebaulichen Wehranlagen einer Stadtmauer und dem freien Vorfeld ist in Jois vorhanden. Im Fall von Jois erfüllt die Einfriedungsmauer des Friedhofes die “Stadtmauer” zur Verteidigung des inneren Ringes. Vermutlich war die Höhe der Einfriedungswand bergeseitig ursprünglich höher, um eine bessere Verteidigung zu gewährleisten. Im Laufe der Zeit hat die Mauer an Höhe verloren, vermutlich aus Kostengründen der laufenden Instandhaltung.Südseitig sind jedoch immer noch Mauerhöhen von ca. 3 m bis 5 m zu erkennen. Das freie Vorfeld war durch die landwirtschaftlichen Nutzflächen gegeben. Der südseitige Schanzverlauf diente in Kriegszeiten der Verteidigung. In Friedenszeiten war die “befestigte” Wegeführung für die landwirtschaftlichen Transporte von großem Nutzen.

Die freie, unbebaute Fläche östlich, südlich und westlich der Pfarrkirche war bis zur Jahrtausendwende gut erkennbar. Im östlichen Bereich erfolgte Anfang des 21. Jahrhunderts die Bebauung der freien Fläche.

Vom Standort der Pfarrkirche aus kann die pannonische Tiefebene sehr gut überblickt werden. Der Neusiedlersee wirkt als natürliche Barriere gegen Süden. Von der Südseite waren keine direkten Angriffe zu erwarten. Gleichzeitig konnte in der Ferne das Herannahen feindlicher Truppen zeitgerecht erkannt werden. Meist folgten den Eroberungen Plünderungen und Brandschatzungen, so dass die Auswirkungen dieser aus weiter Ferne bereits erkennbar waren. Aufgrund der natürlichen Hanglage und des Höhenunterschiedes des Schanzweges waren die Verteidiger in einer strategisch besseren Situation als die feindlichen Angreifer, welche sich bergauf und schutzlos vorwärts kämpfen mussten.

Die von Neusiedl am See bis nach Petronell an der Donau verlaufende Türken- bzw. Kuruzenschanze wurde 1703 bis 1704 errichtet. Dieser Schanzverlauf, oder zumindest der Beginn in Neusiedl am See beim Tabor, konnte vom Standpunkt der Pfarrkirche aus gut überwacht werden. 

Nr. 10

Rätselrally:

Was bedeutet „Kruzitürken“?